Tuesday, June 1, 2010

11ter Rundbrief - Pretoria Innercity

Nach 2 Wochen Einsatz in der Innenstadt von Pretoria melde ich mich wieder. Bei diesem Einsatz nahmen wir an so vielen verschiedenen Projekten teil, dass ich gar nicht genau weiß, womit ich anfangen soll.
Die Hauptarbeit fand in einem Cafe (afrikaans: Koffie houise) statt. Das „Koffie houise“ ist in der Mitte von Pretoria und wurde speziell für Obdachlose und Straßenkinder geöffnet. Hier wird jeden Abend ein warmes Essen und Tee angeboten. Dieses Angebot wird natürlich genutzt um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, ihnen zu helfen von der Straße wegzukommen und einen Job zu finden.
Andere Projekte waren: Evangelisation auf der Straße, Arbeit mit Straßenkindern und Obdachlosen, Besuche bei Prostituierten, Arbeit in einem Kinderheim für ehemalige Straßenkinder und Einsätze in den „Partyvierteln“ von Pretoria.
Mit allen Projekten haben wir versucht Menschen ins Cafe einladen, um ihnen langfristige Hilfe zu geben. Der Platz reicht nicht um alle Projekte zu beschreiben. Ich schreib daher hier von den beiden, die mir am meisten bedeuten.
Sehr bewegend war für mich die Arbeit unter Prostituierten. Wir sind nachts auf die Straße gegangen und haben versucht mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dazu haben wir Bibelverse, heiße Schokolade und Rosen verteilt.
Die kleinen Geschenke waren ein super Einstieg in ein Gespräch. Es hat mich ziemlich getroffen das Leid von den jungen Frauen und Mädchen zu sehen. Wir fanden wirklich schon 12jährige(!) Mädchen, die in das Geschäft hinein gezogen waren. Sie sind innerlich völlig zerbrochen und verletzt.
An manchen Abenden war es extrem schwierig die Mädchen zu erreichen. Sie werden von ihren Zuhältern unter immensen Druck gesetzt. Oftmals ist ihnen der Personalausweis genommen worden und deswegen können sie kein normales Leben anfangen.
Zu einigen Mädchen hatten wir aber auch richtig gute Gespräche und konnten mit ihnen beten. Eine junge Frau ist zum „Koffie houise“ gekommen und ist von der Straße weggekommen. Wir haben uns gefragt, warum es solch ein Problem ist Prostitution aus der Welt zu schaffen. Der Leiter des Cafes sagte uns: „solange Nachfrage besteht, wird das Angebot nicht nachlassen.“
Bewegend fand ich auch die Konsequenzen der Prostitution. Die Rate der Abtreibungen ist sehr hoch. In der Stadt wird für Abtreibungen sogar geworben.
Das andere Projekt, das mich sehr beeindruckt hat, war die Straßenevangelisation.
Wir hatten vorher geplant ein kurzes Theater aufzuführen, ein Zeugnis zu erzählen und dann mit den Leuten reden. Doch Gott hat unseren Plan ganz schön über den Haufen geworfen. Wir kamen am Marktplatz an und fanden eine gigantische Menschenmenge um einen Mann versammelt. Er war Atheist und rebellierte in seinen Worten radikal gegen die Bibel und zog die gesamte Menschenmenge mit sich. Wir waren erstmal geschockt und wussten nicht wie wir unser Programm angehen sollten. Fürs erste entschieden wir, uns in der Menge zu verteilen und einfach Einzelgespräche anzufangen.
Ich bin zu zwei Mädels gegangen und fing ein lockeres Gespräch an. Als sie hörten, dass ich von Jesus erzählen will schubsten sie mich in die Mitte vom Kreis, „face to face“ zu diesem Mann und sagten nur: „Los, dass musst du dem sagen.“
Ja… da stand ich nun, 200 Augenpaare auf mich gerichtet (meine Teammitglieder waren auch leicht verwirrt mich plötzlich mitten im Geschehen vorzufinden). Da hilft nur Stoßgebet und ganz viel Gottvertrauen.

Ich fing an die Geschichte vom Kreuz zu erzählen mit einem Blatt Papier. Es ist ein Trick, in dem man mit einem Riss ein Kreuz macht und somit die Nachricht kurz und deutlich erzählt. Den Trick hat Astrid Reschke uns mal im Teenagerkreis gezeigt… und jetzt bringt er Frucht in Afrika.
Es war einfach genial! Wir konnten 200 Menschen die Gute Nachricht bringen. Viele kamen hinterher zu uns um Fragen zu stellen, wir hatten super Gespräche. Ich war so bewegt, wie Gott mich benutzt hat. Ohne ihn hätte ich kein Wort zu Stande bekommen glaub ich. 
Außerdem haben wir an einigen Tagen das Leben auf der Straße kennen gelernt, indem wir es einfach miterlebt haben. Wir haben eine Nacht bei den Obdachlosen auf der Straße geschlafen. Trotz Schlafsack habe ich ziemlich gefroren. Wir hatten keine Kissen oder Matratzen sondern haben unser Bett aus dem gebaut, was man eben auf der Straße findet.
An einem anderen Tag bekamen wir 10 Rand (1 €) und mussten uns dafür Mittagessen kaufen. Erstaunlich war, was man dafür alles bekommen kann hier in Südafrika. Das typische Essen der Straßenkinder hier heißt „Sphatlo“. Das ist ein halbes Leib ausgehöhltes Toastbrot.
Das wird mit Hackfleisch, Salat, Pommes und Früchten gefüllt. Nicht unbedingt lecker, aber es macht satt und kostet wirklich nur einen Euro.
Ich hatte trotz Outreach einen unvergesslichen Geburtstag. Ich bin morgens mit Kuchen geweckt worden. Und wer hat schon das Privileg am Geburtstag mit Marienkäferkostüm durch die Straßen Pretorias zu laufen um zu evangelisieren?
Und jetzt?
„The ultimate goal“ steht vor der Tür. Die Tage bis zur WM sind fast gezählt. Das öffnet natürlich Türen zur Evangelisation. Am Montag verlassen wir die Base für den letzten 5-Wochen-Einsatz. Viele haben mich gefragt, wo ich sein werde und was genau ich machen werde. Leider wissen wir das noch nicht, aber ich werde eine Nachricht per Rundbrief schicken, sobald ich die Informationen habe.

Bis dahin, alles Liebe Eure Pina